Höchste feuerschutztechnische Sicherheitsstandards auf 78 Metern Höhe
Grosspetertower, Basel, Schweiz
Sämtliche Funktionalitäten der Rauchdruckanlage, inklusive Be- und Entlüftung sowie übergreifender Steuerung, konnten aus einer Hand abgedeckt werden.
Trotz vieler baulich bedingter Herausforderungen konnten die Experten von Systemair eine normgerechte Rauchdruckanlage bereitstellen, die auch alle Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit erfüllt.
Systemair betreute das Projekt von der Planung, über die Installation und Einrichtung, bis hin zu den Tests und schlussendlich der Abnahme.
Rauchschutzdruck-Anlage inkl. Be- und Entlüftung sowie übergreifender Steuerung
Der „Grosspeter Tower“ ist mit 78 Metern Höhe, 24 Geschossen inklusive Tiefgaragen und allein 21 Büroetagen eines der markantesten Gebäude in der Silhouette Basels. Durch die gemischte Nutzung mit einer Tiefgarage über zwei Ebenen, einem Business-Hotel im Erdgeschoss und Büroflächen musste der Neubau höchsten feuerschutztechnischen Sicherheitsstandards entsprechen. Dabei sollten die technische Machbarkeit und die geforderten Schutzziele auch mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Einklang gebracht werden.
Die besonderen Herausforderungen in der Konzeption und Auslegung dieser RDA entstanden zum einen über die Gebäudehöhe. Zum anderen durch die Vielzahl an Einflussgrößen, wie die aufaddierten Leckagen der Gebäudehülle, Undichtheiten der Lifttüren mit direkter Wechselwirkung zu den jeweiligen Geschossen und die im Brandfall im Erdgeschoss durchweg geöffnete Eingangstür. Diese Unschärfe in den Berechnungen der Anlage war durch Sicherheitszuschläge zu kompensieren.
Zu hohe Sicherheitsaufschläge können die Kosten schnell um bis zu 30 Prozent erhöhen. Zu geringe Aufschläge gefährden jedoch eventuell die Abnahme der Anlage. Die Balance zwischen einer wirtschaftlichen, aber auch normgerechten RDA zu finden bedarf einiges an ingenieurstechnischer Erfahrung.
Reiner Kelch
Bereichsleiter Systeme & Applikationen, Systemair GmbH
Eine weitere Herausforderung stellte die Dimensionierung des Abluftschachtes dar. Bei einer natürlichen Abströmung darf der Schacht einen maximalen Druckverlust von ca. 10 Pa über die gesamte Höhe nicht überschreiten. Somit werden mehrere Quadratmeter Schachtquerschnitt benötigt, was für eine optimale Raumausnutzung nicht akzeptabel war. Erschwert wurde die Auslegung der RDA darüber hinaus durch die variabel teilbaren Bürogeschosse. All das macht einen Abluftventilator zur Druckverlustkompensation des Schachtes unabdingbar.
Zusätzlich gilt es gravierend unterschiedliche Druckverhältnisse im Erdgeschoss abzufangen, die aufgrund der Architektur entstehen. Im Brandfall muss außerdem die für die Evakuierung und den Löschangriff geöffnete Eingangstüre beachtet werden. Ausgeglichen werden muss hier eine Leckage in Form einer 2 qm-Fläche in der Größenordnung von 30.000 m³/h, um den Überdruck im Sicherheitstreppenhaus aufrecht zu erhalten.
Die RDA des Grosspeter Tower umfasst, ohne die feuerschutztechnisch getrennten Tiefgaragen-Ebenen in den Untergeschossen mit eigener RDA, fünf verschiedene Anlagenbereiche: das Sicherheitstreppenhaus, den Feuerwehrlift, die beiden Personenlifte und eine mechanische Abströmung über Dach.
Produziert wird die für die Rauchfreihaltung notwendige Luftleistung im dritten Untergeschoss. Abgesichert durch eine eigene Notstromversorgung sind dort die insgesamt vier verschiedenen Axialventilatoren zur Versorgung des Sicherheitstreppenhauses und der Zentrale sowie der Feuerwehr- und Personenlifte installiert. Hinzu kommt die entsprechende, ebenfalls von Systemair entwickelte Steuerungstechnik einschließlich der notwendigen Frequenzumformer.
Im Brandfall werden das Sicherheitstreppenhaus, die Schleusen zu den Nutzerbereichen / Vorräume der Liftanlagen auf den Etagen über Axialventilatoren Typ AXC 710 mit bis zu 34.500 m³/h Luftleistung aktiv im Überdruck gehalten. Die Schalldämpfer sorgen dafür, dass der Schallpegel im Raum unter 70 dB bleibt, so dass im Ernstfall auch noch ein Gespräch unter Feuerwehrleuten möglich wäre.
Die benötigte Zuluft wird über einen Schacht in jede zweite Etage eingebracht sowie über drei vorhandene Aufzugsschächte in die Aufzugvorräume. Hierfür wurden Ventilatoren der Typen AXC 630 (bis 30.000 m³/h Luftleistung) installiert. Eine Druckkaskade definiert den Luftstrom vom Treppenhaus über den Aufzugsvorraum in die Nutzungseinheit. Eine Rückströmung vom Aufzugsvorraum ins Treppenhaus wird hiermit ausgeschlossen.
Die Abströmung erfolgt über einen Entrauchungsschacht im Nutzerbereich. Der Druckverlust des Abluftschachts wird mit einem Axialventilator Typ AXC 650 über Dachaktiv kompensiert.
Um die Investitionskosten möglichst niedrig zu halten, wurde über der Eingangstür im Erdgeschoss ein spezieller Türluftschleier vom Typ IHS 50-4 (B) eingesetzt, der ein Entweichen der unter Überdruck stehenden Luftsäule des Treppenhauses in die Atmosphäre verhindert.
Die Kostenersparnis liegt im fünfstelligen Euro-Bereich – und der Türluftschleier kann aufgrund seiner speziellen, von uns entwickelten und im eigenen Haus umgesetzten Konstruktion dennoch unter allen Betriebszuständen mindestens 10 bis 15 Pa Differenzdruck im Zugang zum Erdgeschoss dauerhaft aufrechterhalten.
Reiner Kelch
Bereichsleiter Systeme & Applikationen, Systemair GmbH
Dass dieses komplexe System einschließlich der in der Steuerung hinterlegten, unterschiedlichsten Brandszenarien wie geplant funktioniert wurde schließlich über entsprechende Messungen und Rauchtests bewiesen. Im Baufortschritt folgend sogar drei Mal. Das Fazit fiel dabei eindeutig aus: Das Schutzziel, die für eine Personenrettung ausgewiesenen Zugangswege im Wesentlichen rauchfrei zu halten und eine Ausbreitung des Rauches zu verhindern, wurde in vollem Umfang erreicht.
Wenn Sie mehr über das Projekt oder unser Angebot an Rauchdruckanlagen erfahren möchten, dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.